Donnerstag, 18. Mai 2017

Exkursion zur Gedenkstätte Grafeneck



Am Mittwoch, 10.05.2017, besichtigten die Klassen SO1 und SO2 (Berufsoberschule für Sozialwesen) der Robert-Schuman-Schule die Gedenkstätte Grafeneck bei Tübingen. In Grafeneck waren im Nationalsozialismus geistig und körperlich behinderte Menschen planmäßig ermordet worden.

In einem Vortrag wurden wir zunächst über die Beschlagnahmung von Grafeneck durch die Nazis, den Ablauf der Tötungsmaschinerie und das erbarmungslose Aufspüren sämtlicher behinderter Menschen informiert. Ebenso über den schockierenden Umstand, dass der Paragraph zur Verhütung erbkranken Nachwuchses erst 1994 aus dem Gesetzbuch gestrichen wurde.

Betroffen machte uns auch die Tatsache, dass es für die Opfer kein Entkommen gab. Wurden sie nicht direkt nach Grafeneck deportiert, weil ein Anstaltsleiter seine schützende Hand über seine Patienten hielt, wurden sie erst in andere Heilanstalten zwangsverlegt und so über Umwege nach Grafeneck gebracht. In der Bevölkerung regte sich zwar Widerstand, doch obwohl viele Angehörige um die Morde wussten, verabschiedeten sich von ihren Verwandten anstatt sie vor dem Tod zu bewahren.


Das Gelände nach dem Zweiten Weltkrieg wieder für betreutes Wohnen von Menschen mit Behinderung genutzt, da nach 1945 dringend Wohnraum benötigt wurde. In den Sechzigern wurde das Thema „Euthanasie“ weitgehend totgeschwiegen, nur wenige Täter wurden verurteilt. Erst im Zuge der 68er-Bewegung fand eine tatsächliche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit statt. Die Gaskammer wurde abgerissen, heute steht nur noch eine Ecke des Fundaments. Mittlerweile befindet sich an dieser Stelle eine kleine Sporthalle.


Ob den Euthanasie-Opfern in dieser Form ein würdiges Denkmal geschaffen wurde, ist umstritten. Für uns ist jedoch deutlich geworden, dass wir unsere Erinnerungskultur unbedingt aufrechterhalten müssen, denn nur so können wir unsere Werte bewahren: der Umstand, dass Minderheiten in der NS-Schreckensherrschaft dem Tod geweiht waren, zeigt ganz deutlich, dass die Rechte des Individuums in einer Demokratie unbedingt geschützt werden müssen.

Mit dieser Erkenntnis fuhren wir nach Baden-Baden zurück.


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