Ein ausführliches Interview mit unserer stellvertretenden Schulleiterin und einer leidenschaftlichen Mathematiklehrerin
Vanessa: Seit wann sind Sie Lehrerin?
Fr. Benz: Hier bin ich seit 1992/93 Lehrerin, davor habe ich in
Bruchsal mein Referendariat gemacht.
V: Wo wohnen Sie?
B: In Baden-Baden.
V: Warum arbeiten Sie an dieser Schule?
B: Weil es damals kaum freie Stellen gab und als dann damals einen Tag
vor Ende der Sommerferien der Anruf kam, habe ich natürlich sofort zugesagt.
V: Haben Sie direkt nach dem Abitur studiert?
B: Ja.
V: Welche Aufgaben haben Sie als stellvertretende Schulleiterin?
B: Neben der Vertretung der Schulleiterin, wenn diese mal außer Haus
ist, bin ich für die Stundenpläne, Statistiken, Notenlisten und Zeugnisse
zuständig, zudem auch für die Homepage der Schule, sowie für das
Schulverwaltungsprogramm, Qualitätsentwicklung und das Qualitätshandbuch.
V: Woher haben Sie die IT-Kenntnisse?
B: Diese habe ich mir selber beigebracht. Ich habe früher auch schon in
meinem Verein die Homepage betreut und das macht mir auch Spaß.
„Schon in der ersten Klasse wollte ich Mathematiklehrerin werden."
V: Welches Fach unterrichten Sie noch?
B: Früher habe ich noch Physik unterrichtet, aber ich unterrichte
dieses Fach schon seit über 20 Jahren nicht mehr.
V: Welches Fach ist Ihnen lieber?
B: Schon in der ersten Klasse wollte ich Mathematiklehrerin werden.
V: Welche Tätigkeit üben sie lieber aus – Unterrichten oder
Verwaltungsarbeiten?
B: Beides. Ich brauche die Abwechslung. Ich habe ja nur sechs Stunden
Unterricht, doppelt so viel wäre auch ok.
V: Wie kamen Sie damals zu den Verwaltungsarbeiten?
B: Ich habe regelmäßig die Vorschläge zur Stundenplanverbesserung
gemacht, weil es da noch Luft nach oben gab. Irgendwann wurde dann im Stunden-
und Unterrichtsplan eine Stelle frei und zum Schulverwaltungsprogramm bin ich
eigentlich auch gekommen, weil meine Vorgängerin gegangen ist und so war diese
Stelle verwaist. Da ich einfach gut programmieren kann, hat man mir das Feld
überlassen. Inzwischen habe ich den Vertretungsplan aus Zeitgründen abgegeben.
„Ein guter Mathematiker ist nicht gleich ein guter Lehrer."
V: Warum haben viele Schüler Probleme mit dem Fach Mathematik?
B: Ich denke, dass die Meisten am Anfang keine guten Lehrer hatten.
Mathematik steht und fällt mit dem Lehrer. Wenn man einmal einen schlechten
Lehrer hatte, ist die Tür zu. Man kann diese Tür wieder öffnen, aber das ist
sehr schwer und dauert lange. Vor allem die Altlasten wieder aufzuarbeiten ist
fast unmöglich.
Mathematik baut aufeinander auf und deshalb ist es sehr schwer, das
wieder aufzuarbeiten. Gute Mathelehrer sind rar gesät, da es in der Wirtschaft
bessere, stressfreiere Jobs gibt. Der normale Mathematiker ist nicht
kommunikativ.
Ein guter Mathematiker ist nicht gleich ein guter Lehrer. Man muss es
auch auf Schülerniveau herunterbrechen können.
V: Würden Sie von sich sagen, dass Sie eine unübliche Mathematikerin
sind?
B: Mathematiker sind immer Exoten.
V: Welche Wünsche haben Sie an Ihre Schüler?
B: Hauptsache mitmachen und zuhören. Je nach Bedürfnissen des Schülers
versuche ich immer, dem Einzelnen Tipps zu geben.
V: Sind die Rahmenbedingungen unserer Schule gut für Ihren Unterricht?
B: Ich lebe relativ gut mit Tafel und Kreide. Ich mache mich nicht
abhängig von Rahmenbedingungen. So lange ich einen geschlossenen Raum habe, bin
ich in der Lage, eine Stunde sinnvoll zu füllen.
V: Was glauben Sie, warum gibt es so viele Gruppenarbeiten, wenn nach
wie vor viele Schüler Frontalunterricht am besten finden?
B: Es ist nötig, um mit dem großen Wissen der heutigen Zeit umgehen zu
können und selbstständiger arbeiten zu können. In der Mathematik jedoch braucht
man erst einmal den Input vom Lehrer, weil man sich sonst verstreut.
Mathematikunterricht muss phasenweise lehrerzentriert sein. Lernen heißt ja
nicht, „ich zeige Ihnen etwas“, sondern „Ich muss Sie für etwas öffnen“.
Es gibt auch eine Diskrepanz zwischen Unterricht und Prüfung. In der
Prüfung wird eher klassisch Wissen überprüft, weil man es zeitlich anders gar
nicht schaffen würde.
„Wenn man sich in entspannter Atmosphäre einfach nur über Mathematik unterhält, lernen auch die guten Schüler viel."
V: Wie kann man Ihrer Meinung nach den Schülern etwas die Angst nehmen
vor Mathematik?
B: Ich denke es hilft schon, wenn man offen für die Fächer ist, sich
konzentriert, nachfragt, in der Klasse sich gegenseitig unterstützt und die
Themen daheim noch einmal nacharbeitet, um sie besser zu verstehen. Auch
Lerngruppen helfen. Wenn man sich in entspannter Atmosphäre einfach nur über
Mathematik unterhält, lernen auch die guten Schüler viel. Die müssen dann nämlich
Fragen formulieren und auch die Antworten sondieren. Einer fragt, einer
antwortet und der Dritte hört nur zu.
In den Mathematikstunden kommt man ja kaum zum Reden. Deshalb sollte
man das in lockerer Atmosphäre machen. Das geht wirklich überall, selbst im
Freibad im Sommer.
Das Wichtigste ist, sich auch wirklich wohlzufühlen, sonst öffnet man
sich nicht.
V: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
B: Ich gehe gerne spazieren, in Freizeitparks oder löse alle möglichen
Zahlenrätsel.
V: Was reizt Sie an Achterbahnen?
B: Ich bekomme dann super den Kopf frei.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen