Sonntag, 11. Dezember 2016

Frau Benz: „Ich mache mich nicht abhängig von Rahmenbedingungen"

Ein ausführliches Interview mit unserer stellvertretenden Schulleiterin und einer leidenschaftlichen Mathematiklehrerin



Vanessa: Seit wann sind Sie Lehrerin?
Fr. Benz: Hier bin ich seit 1992/93 Lehrerin, davor habe ich in Bruchsal mein Referendariat gemacht.
V: Wo wohnen Sie?
B: In Baden-Baden.
V: Warum arbeiten Sie an dieser Schule?
B: Weil es damals kaum freie Stellen gab und als dann damals einen Tag vor Ende der Sommerferien der Anruf kam, habe ich natürlich sofort zugesagt.
V: Haben Sie direkt nach dem Abitur studiert?
B: Ja.
V: Welche Aufgaben haben Sie als stellvertretende Schulleiterin?
B: Neben der Vertretung der Schulleiterin, wenn diese mal außer Haus ist, bin ich für die Stundenpläne, Statistiken, Notenlisten und Zeugnisse zuständig, zudem auch für die Homepage der Schule, sowie für das Schulverwaltungsprogramm, Qualitätsentwicklung und das Qualitätshandbuch.
V: Woher haben Sie die IT-Kenntnisse?
B: Diese habe ich mir selber beigebracht. Ich habe früher auch schon in meinem Verein die Homepage betreut und das macht mir auch Spaß.

Schon in der ersten Klasse wollte ich Mathematiklehrerin werden."

V: Welches Fach unterrichten Sie noch?
B: Früher habe ich noch Physik unterrichtet, aber ich unterrichte dieses Fach schon seit über 20 Jahren nicht mehr.
V: Welches Fach ist Ihnen lieber?
B: Schon in der ersten Klasse wollte ich Mathematiklehrerin werden.
V: Welche Tätigkeit üben sie lieber aus – Unterrichten oder Verwaltungsarbeiten?
B: Beides. Ich brauche die Abwechslung. Ich habe ja nur sechs Stunden Unterricht, doppelt so viel wäre auch ok.
V: Wie kamen Sie damals zu den Verwaltungsarbeiten?
B: Ich habe regelmäßig die Vorschläge zur Stundenplanverbesserung gemacht, weil es da noch Luft nach oben gab. Irgendwann wurde dann im Stunden- und Unterrichtsplan eine Stelle frei und zum Schulverwaltungsprogramm bin ich eigentlich auch gekommen, weil meine Vorgängerin gegangen ist und so war diese Stelle verwaist. Da ich einfach gut programmieren kann, hat man mir das Feld überlassen. Inzwischen habe ich den Vertretungsplan aus Zeitgründen abgegeben.

Ein guter Mathematiker ist nicht gleich ein guter Lehrer."

V: Warum haben viele Schüler Probleme mit dem Fach Mathematik?
B: Ich denke, dass die Meisten am Anfang keine guten Lehrer hatten. Mathematik steht und fällt mit dem Lehrer. Wenn man einmal einen schlechten Lehrer hatte, ist die Tür zu. Man kann diese Tür wieder öffnen, aber das ist sehr schwer und dauert lange. Vor allem die Altlasten wieder aufzuarbeiten ist fast unmöglich.
Mathematik baut aufeinander auf und deshalb ist es sehr schwer, das wieder aufzuarbeiten. Gute Mathelehrer sind rar gesät, da es in der Wirtschaft bessere, stressfreiere Jobs gibt. Der normale Mathematiker ist nicht kommunikativ.
Ein guter Mathematiker ist nicht gleich ein guter Lehrer. Man muss es auch auf Schülerniveau herunterbrechen können.
V: Würden Sie von sich sagen, dass Sie eine unübliche Mathematikerin sind?
B: Mathematiker sind immer Exoten.
V: Welche Wünsche haben Sie an Ihre Schüler?
B: Hauptsache mitmachen und zuhören. Je nach Bedürfnissen des Schülers versuche ich immer, dem Einzelnen Tipps zu geben.
V: Sind die Rahmenbedingungen unserer Schule gut für Ihren Unterricht?
B: Ich lebe relativ gut mit Tafel und Kreide. Ich mache mich nicht abhängig von Rahmenbedingungen. So lange ich einen geschlossenen Raum habe, bin ich in der Lage, eine Stunde sinnvoll zu füllen.
V: Was glauben Sie, warum gibt es so viele Gruppenarbeiten, wenn nach wie vor viele Schüler Frontalunterricht am besten finden?
B: Es ist nötig, um mit dem großen Wissen der heutigen Zeit umgehen zu können und selbstständiger arbeiten zu können. In der Mathematik jedoch braucht man erst einmal den Input vom Lehrer, weil man sich sonst verstreut. Mathematikunterricht muss phasenweise lehrerzentriert sein. Lernen heißt ja nicht, „ich zeige Ihnen etwas“, sondern „Ich muss Sie für etwas öffnen“.
Es gibt auch eine Diskrepanz zwischen Unterricht und Prüfung. In der Prüfung wird eher klassisch Wissen überprüft, weil man es zeitlich anders gar nicht schaffen würde.

Wenn man sich in entspannter Atmosphäre einfach nur über Mathematik unterhält, lernen auch die guten Schüler viel."

V: Wie kann man Ihrer Meinung nach den Schülern etwas die Angst nehmen vor Mathematik?
B: Ich denke es hilft schon, wenn man offen für die Fächer ist, sich konzentriert, nachfragt, in der Klasse sich gegenseitig unterstützt und die Themen daheim noch einmal nacharbeitet, um sie besser zu verstehen. Auch Lerngruppen helfen. Wenn man sich in entspannter Atmosphäre einfach nur über Mathematik unterhält, lernen auch die guten Schüler viel. Die müssen dann nämlich Fragen formulieren und auch die Antworten sondieren. Einer fragt, einer antwortet und der Dritte hört nur zu.
In den Mathematikstunden kommt man ja kaum zum Reden. Deshalb sollte man das in lockerer Atmosphäre machen. Das geht wirklich überall, selbst im Freibad im Sommer.
Das Wichtigste ist, sich auch wirklich wohlzufühlen, sonst öffnet man sich nicht.
V: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
B: Ich gehe gerne spazieren, in Freizeitparks oder löse alle möglichen Zahlenrätsel.
V: Was reizt Sie an Achterbahnen?

B: Ich bekomme dann super den Kopf frei.

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