Ein ausführliches Interview mit unserer Schulleiterin zu Perspektiven der Schule und der Schüler
Vanessa:
Wie lange sind Sie schon Lehrerin?
Fr.
Kailbach-Siegle: Ich bin seit 1981 Lehrerin, also schon 35 Jahre.
V:
Warum wollten Sie Lehrerin werden?
KS: Ich habe mir damals mit Lateinnachhilfe mein Geld verdient und mir wurde gesagt,
dass ich super erklären könne.
V:
Wieso unterrichten Sie an einer beruflichen Schule?
KS:
Mir ist die Vorbereitung der jungen Menschen in die Arbeitswelt sehr wichtig.
V:
Wie sehen Sie die heutige Jugend?
KS:
Ich finde unsere Schüler sehr lebendig und kritisch, manchmal besteht ein
bisschen zu wenig Interesse an der Gesellschaft.
V:
Was sind Ihre Aufgaben als Schulleiterin?
KS:
Zum einen halte ich die Schule am Laufen, dazu gehört die Lehrereinstellung,
das heißt Bewerbungsgespräche führen, Referendarzuweisungen koordinieren. Zudem
bin ich für die beruflichen Schulen in der Region die geschäftsführende
Schulleiterin. Ich schaue, dass alle minderjährigen Schüler einen Schulplatz
haben. Auch muss ich schauen wo volljährige Schüler eine Schule besuchen. Ich
bin außerdem für die Haushaltsmittel zuständig. Davor muss ich die
Aufstellungen machen und schauen, dass das Geld reicht. Dann kümmere ich mich
noch um die Tagespost, um die Prüfungen, muss Rechtsfälle von Lehrern und
Schülern klären, disziplinierend unterwegs sein und ich kümmere mich noch um
die Renovierungsarbeiten an der Schule. Diese beantrage und kontrolliere ich.
„Wir
haben ein Online- Beschwerdemanagement.“
Fr.
Dr. Feld: Auch die Qualitätsentwicklung, überhaupt die inhaltliche Weiterentwicklung
der Schule, zum Beispiel die Schularten wie die SO, Gastronomie, Pflegeschule
oder das Wirtschaftsgymnasium, welches wir vor 4 1/2 Jahren erhalten haben, die
Aufstellung in der Region und regionale Schulentwicklung. Außerdem bauen wir
momentan ein Fortbildungsmanagment für die Lehrer auf. Zudem haben wir ein
online ein Beschwerdemanagment bzw. Vorschlagsmanagement für die Schüler,
allerdings nicht anonym.
V:
Da Sie ja auch politisch in Baden-Baden engagiert sind, sehen Sie dabei einen
Interessenskonflikt, wenn es zum Beispiel um Gelder geht oder sehen Sie es eher
als Vorteil, dass Sie dann besonders gut argumentieren können?
KS:
Zum einen muss man sich vor übler Nachrede schützen, denn es ist schon so, ich
bin der bildungspolitische Sprecher unserer Fraktion, wenn da solche Themen
aufkommen, da bin ich relative konkurrenzlos unterwegs, weil ich mich da
einfach auskenne. Und dass Ihnen da mal
angehängt wird, da würde sich irgendetwas von den Interessen mischen, das mag
sein. Nur, da hat die Gegenseite schlechte Argumente. Denn ich bin
Landesbeamter.
VW:
Wenn Sie jetzt so zurückblicken auf die Zeit als Schulleiterin, aber auch als
Lehrerin, können Sie da sagen, dass Sie Ihren Job gerne machen?
KS:
Ja, total, ohne Abstriche.
VW:
Wenn Sie jetzt an die Robert- Schuman- Schule denken; Sie haben ja schon einige
Dinge angesprochen, was wünschen Sie sich denn von der Robert- Schuman- Schule,
also auch von den Schülerinnen und Schülern?
KS:
Also ich wünsche mir kritische Schüler, die ihr Hirn zum Denken verwenden, die
auch den Mut haben, Kritik aufrecht zu formulieren, die sich auch mal mit mir
„reiben“.
Und
für die Schule selbst wünsche ich mir in allernächster Zukunft mehr
Klassenzimmer, damit wir keine Wanderklassen mehr haben müssen.
VW:
Die Schule ist ja auch immer ein Querschnitt der Gesellschaft, was möchten Sie
in der Gesellschaft als Ganzes verändern?
KS: Also ich appelliere, dass mehr Menschen Verantwortung übernehmen.
Jaroslav: Was haben sie, seitdem sie
jetzt Schulleiterin sind, geändert?
KS: Also ich habe die Schule mit 900
Schülern übernommen und es sind jetzt 1800.
Wir haben in der Gastronomie viel mehr Schüler als zuvor. In der
Altenpflege haben wir sehr viel mehr Kooperationspartner.
V: Was war das Verrückteste, das Sie je in der
Schule erlebt haben?
KS:
Ein Schüler beschädigte eine Holzbank mit einem Messer. Das habe ich gesehen
und habe ihn zur Rede gestellt. Er sagte, das sei er nicht gewesen und wendete
sein Messer gegen mich. Daraufhin habe ich zugegriffen und ihm die Sehne
abgedrückt. Weil es im Nachhinein betrachtet gefährlich war, war es
wahrscheinlich das Verrückteste, dass ich je erlebt habe, denn ich würde es
heute nicht mehr machen.
V:
Haben Sie Haustiere?
KS:
Nein, das würde gar nicht gehen, weil wir so selten zu Hause bin.
„Die
Arbeitszeiten der Lehrer sind oft abends und nachts.“
V:
Und da wird immer behauptet, dass Lehrer so einen familienfreundlichen Beruf
mit viel Freizeit haben.
KS:
Die Arbeitszeiten der Lehrer sind oft abends und nachts.
V:
Woraus ziehen Sie dann Ihre Motivation?
KS:
Aus meinen Schülern.
„Ich
kann doch nicht 40 Jahre die gleichen Fehler machen!“
V:
Jetzt ist es ja so, dass manche Lehrer Evaluation gern machen, die machen das
auch drei oder viermal im Jahr. Machen das denn auch wirklich alle Lehrer? Zum
selben Zeitpunkt? Gibt’s da ein einheitliches System?
KS:
Also eigentlich sollten es alle Lehrer machen. Das gehört zum Beispiel zur
Qualitätsentwicklung. Nehmen wir den Fall, einer ist 40 Jahre Lehrer. Ich kann
doch nicht 40 Jahre die gleichen Fehler machen!
V:
Letzte Frage: was sind Ihre privaten Visionen und Zukunftsziele für die
nächsten Jahre?
KS:
Fünf bis sieben Jahre werde ich sicher noch arbeiten, vielleicht werde ich
dann, nach ganz vielen Jahren, in den Urlaub gehen, wenn keine Ferien sind.
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